Teil 4 – Johann Georg Palitzsch

Johann Georg Palitzsch (1723-1788)

Gäbe es keine Kriege, stünde noch heute in Prohlis ein Vierseitenhof mit dem Nachlaß des “in allen Wissenschaften beflissenen” Bauern Johann Georg Palitzsch.

Im Nachlaßverzeichnis von 1788 können wir nachlesen:
Die Bibliothek umfaßte 3518 Bände. Palitzsch besaß 19 astronomische Fernrohre, 20 Mikroskope, Meßgeräte aller Art, Erd- und Himmelsgloben, Naturaliensammlungen mit 123 Schubkästen Mineralien, Präparate von Tier und Mensch, ein Herbarium, eine Münzsammlung mit 1500 Stück aus aller Welt.

Dazu kamen umfangreiche wissenschaftliche Aufzeichnungen, Briefe zeitgenössischer Wissenschaftler und diverse Schreiben der Akademien Paris, London, St. Petersburg und Stockholm. Im einzig erhaltenen Brief (befindlich im Heimat- und Palitzsch-Museum) – aus dem Jahr 1779 vom kurfürstlichen Bibliothekar Karl Wilhelm Daßdorf (1750-1812) -, ließ der jüdische, humanistische Gelehrte Moses Mendelsohn (1729-1786) aus Berlin Palitzsch herzlich grüßen.

Bleibt der Schluß:

Das Museum vor der Renosvierung
Foto: Ralf-Peter Krämer, Dresden

Palitzsch war nicht nur als einer der bedeutendsten sächsischen Astronomen im 18. Jahrhundert in Europa bekannt.
Dabei fing er klein an, der “Hansgörgel”. Schulbesuch in Leubnitz. Erste Bücher kaufte er sich auf den Dresdner Märkten, u. a. ,,Die Werke Gottes in der Natur”, ein Buch des damals sehr geachteten Superintendenten der Dresdner Kreuzkirche, V. E. Löscher (1673-1749), das ihn veranlaßte, die Natur bewußter und genauer zu beobachten.

Zwei Begegnungen waren für Palitzschs weitere Entwicklung von Bedeutung. Beim Tolkewitzer Astronomen und Fernrohrbauer Christian Gärtner (1705 -1782) erblickte er das erste Mal seine geliebten Sterne durch ein Fernrohr. Gleichzeitig lernte er im Gärtnerschen Haus G.G. Haubold (1714-1772) kennen, den Oberinspektor des Mathematisch-Physikalischen Salons, der ihm nicht nur die Türen des Salons im Zwinger öffnete, sondern ihm gleichzeitig den letzten Schliff in Mathematik und Physik beibrachte.

Die folgende kleine Chronologie zeugt von Palitzschs Fleiß und reicher Lebensernte:

  • 1758 Erster Nachweis des Süßwasserpolypen in Sachsen (Großer Garten) und Wiederentdeckung des Kometen Halley als erster in Europa
  • 1760 Kometenentdeckung (Komet 1759 III)
  • 1761 Beobachtung des Venusvorübergangs an der Sonne
  • 1769 Kometenentdeckung im Sternbild Schlange
  • 1775 Erster sächsischer Blitzableiter, erstmalig Kartoffelanbau im Elbtal
  • 1779 Kometenentdeckung im Sternbild Schwan
  • 1783 und 1784 Beobachtung des Lichtwechsels am Stern Algol. Veröffentlichung an der Royal Society in London.

Am 21. Februar 1788 verstarb Palitzsch an den Folgen eines Schlaganfalls. Geblieben sind seine Grabstätte in Leubnitz-Neuostra, das Palitzsch-Denkmal (1877) in Prohlis sowie 14 Darstellungen seiner Persönlichkeit als Ölgemälde, Kupferstich und Plastik.
Die größte Ehrung wurde ihm durch den Lilienthaler Astronomen J. H. Schroeter (1745-1816) zuteil, der zwei Krater und ein Tal des Mondes nach ihm benannte. Alles im Beitrag Angedeutete kann durch einen Besuch im Heimat- und Palitzsch-Museum und weiterführende Literatur vertieft werden.

© 2001 Siegfried Koge, Artikel erschien im Informationsblatt der Palitzsch-Gesellschaft Jg. 2 (2001) Nr. 6

Prohlis Richtung Nord-Westen
Prohlis Richtung Nord-Westen
Quelle: Wikipedia, CC-BY-SA-3.0-CL, Palitzsch250 – Eigenes Werk

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen