Tausend Jahre Prohlis

von Siegfried Koge, Gründungsmitglied

In mehrteiliger Folge berichtet der langjährige ehemalige Leiter des Heimat- und Palitzsch-Museums aus der Geschichte des Dorfes Prohlis bei Dresden, eines heute zur Landeshauptstadt gehörenden Stadtteiles mit mehr als 20 000 Einwohnern.

Teil 1 – Die erste Urkunde

Markgraf Heinrich der Erlauchte (1238-1288 Regierungszeit) brachte mit Umsicht und glücklicher Heirat die Meißner Lande zu Blüte und Wohlstand. Der gebildete Landesvater, Minnesänger, Gründer von Schulen und Krankenhäusern, vereinte nach 33 Regierungsjahren vier Reichsfürstentümer unter seine Herrschaft: die Markgrafenschaft Meißen, die Ostmark, die Landgrafenschaft Thüringen und die Pfalzgrafenschaft Sachsen.

Man nannte ihn nicht grundlos den “Illustren”, den Prächtigen. Natürlich förderte er auch das 1206 erstmals erwähnte kleine Städtchen Dresden, in dessen Mauern er in seinen letzten Lebensjahren residierte. Noch in seinem Todesjahr 1288 ließ seine Witwe Elisabeth die Dörfer, die ihm in der Dresdner Pflege gehörten, durch Konrad von Boruz erfassen. Es waren über 30, u.a. Prohlis, Lockwitz, Strehlen und Leubnitz.

Damit die Mönche vom Kloster Altzella nicht müde würden, für das Seelenheil ihres Gemahls zu beten, schenkte Elisabeth 1313 die Höfe der Prohliser Brüder Johannes und Wiegand dem Kloster. Eine ältere Urkunde als die Besitzerfassung von 1288 ist für Prohlis unbekannt. Das sind bis heute gerechnet nur 713 Jahre.

Bleibt die Aufgabe, obige Behauptung: 1000 JAHRE PROHLIS, zu beweisen!

1000 Jahre und mehr.
Dazu müssen wir tief in den ,,Keller” der Geschichte hinabsteigen, etwa in das Jahr 534 n. Chr. In jenem Jahr besiegten die Franken unter Theuderich I. und Chlotar I. das Thüringerreich. Die Germanen zogen sich nach dem Süden zurück, auch die hier lebenden Langobarden. Das Land war frei. Die Sorben wanderten aus dem Osten ein. Drei Stämme seien genannt: Der Stamm Nisani (im Elbtal), die Milzener (Lausitz) und die Daleminzer (Mulde, Saale, Unstrut).

Die ersten Feldzüge gegen die Slawen sind aus dem Jahre 805 überliefert. Kaiser Karl der Große (742-814) besiegte die Daleminzer. Noch blieben sie frei, mußten aber Tribut zahlen. Nach Karls Tod fiel in der Teilung von 843 das Ostreich zwischen Rhein und Elbe an Ludwig den Deutschen. Man nannte es im Mittelalter das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Der Sachsenherzog Heinrich I. (876-936, 919 deutscher König), Ludwigs Nachfolger, eroberte 905, genau 100 Jahre nach Karls des Großen Slawenfeldzug, die Stammburg der Daleminzer in Gana am Jahnabach (heute das Dorf Hof bei Oschatz). Der Städtegründer Heinrich I. ließ 929 die Burg Meißen errichten. Kaiser Otto I. (912-973) gründete 968 das Bistum Meißen. Damit begannen neben der deutschen Einwanderung auch die Christianisierung des Landes und das friedliche Zusammenwachsen der Sorben und Deutschen zu unserem späteren Sachsenlande. Deutsch wurde erst um 1423 Amtssprache.

Fassen wir zusammen: 534 Beginn der slawischen Einwanderung und 805 die ersten Slawenfeldzüge. In dieser Zeitspanne waren die Sorben seßhaft und auch unser sorbisches Runddorf Prolos (slaw.), zu Deutsch Aue, Busch- oder Weideland, gegründet, am Bogen des Geberbaches, dessen Quelle in der Nähe des heutigen Hänichen damals noch tief im Urwald, des Miriquidi, lag.

© 2001 Siegfried Koge, Artikel erschien im Informationsblatt der Palitzsch-Gesellschaft Jg. 2 (2001) Nr. 3

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